Die U-Bahn in Berlin gegen 17:30

Die U-Bahn ist gefüllt mit Menschen. Alle Plätze sind belegt, einige stehen, auch wir, Mariana und ich.
Ein junger Mann beobachtet uns so intensiv, dass es uns schon unangenehm ist.
Als er anfängt zu reden, fängt er an uns lauthals zu beleidigen. Unter anderem fallen die Wörter “Schlampen”, “Huren”, “Fotzen”, “Bitches” und “Nutten”. Auf meine Nachfrage, was sein Problem sei, antwortet er, dass er nicht verstehen könne, warum “Bitches” wie wir denken würden, sie könnten sich so nuttig anziehen und denken sie wären irgendetwas wert, wir seien ekelhaften “Schlampen”.

Ein anderer Mann in unserem Alter hat sich kurz eingemischt und den Mann aufgefordert uns in Ruhe zu lassen, woraufhin auch er von ihm beleidigt wurde und unsere Verteidigung direkt wieder aufgegeben hat. Danach hat der Mann uns minutenlang weiter aggressiv beleidigt bis er erst Stationen später ausgestiegen ist.

Die U-Bahn war gut gefüllt. Alle im näheren Umkreis haben mitbekommen, was gerade passiert. Niemand sonst hat etwas gesagt, niemand sonst, ist aufgestanden und hat sich zu uns gestellt, niemand sonst hat uns auch nur durch einen Blick zu verstehen gegeben auf unserer Seite zu sein.

Ich bin immer noch geschockt. Geschockt, dass das passiert ist, geschockt von dem Hass, der uns von einer fremden Person entgegengebracht worden ist, aber am meisten geschockt von der Hilflosigkeit, die wir verspürt haben und der Enttäuschung und Wut, dass niemand sonst etwas getan hat.

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Verhaltensweisen