„Du siehst gar nicht aus wie ein Mannsweib – wieso spielst du Fussball?“

Ich persönlich habe keine Belästigung erfahren, jedoch aber des öfteren Diskriminierung auf Grund meines Geschlechtes. Ich habe 14 Jahre lang Fußball gespielt, vom Alter von 6 Jahren bis ich 20 geworden bin. Da Fußball ja als „Männersport“ angesehen ist und ich halt kein Mann bin aber trotzdem den Sport viele Jahre lang gemacht habe, bekommt man so einiges mit. Über die 14 Jahre habe ich in drei unterschiedlichen Vereinen gespielt, in unterschiedlichen Ligen bis zur höchsten Liga unter der Bundesliga in unserer Staffel. Angefangen hat es damals direkt damit, dass ich damals das erste Mädchen in einem Verein war, und es keine Mannschaft für mich gab, da ich noch so jung war. Also wurde ich als sechsjährige erstmal direkt zu den 16 jährigen gesteckt oder ich hätte zu den Jungs gehen müssen, da es der Verein nicht als nötig empfand, eine Mannschaft für kleine Mädchen zu gründen, für die Jungs gab es jedoch viele. Als ich mit 12 Jahren zu einem anderen Verein gewechselt bin, waren auch in diesem Verein die Jungs und Männermannschaften wichtiger. Meine Mannschaft hatte einmal ein Preisgeld von mehreren hundert Euro gewonnen für einen Fairnesspreis der Liga. Das Geld haben wir jedoch nicht bekommen, sondern die Jungsmannschaft, die in unserem Alter war und die haben damit eine Mannschaftsfahrt nach Mallorca finanziert. Das kam zwei Mal vor, dass unsere Mannschaft etwas gewann, aber es uns weggenommen wurde. Einer unserer Trainer war ein Vorsitzender im Verein, er hat sich sehr stark für uns eingesetzt aber wurde nach Jahren letztendlich vom Verein vergrault, weil er sich mehr für die Frauen einsetzte, als für die Männer, weil die Männer repräsentativer für den Fußball stehen. Deshalb wurden alle Spiele von den Frauen und weiblichen Nachwuchsmannschaften auch nach den Spielen der Männer gerichtet. Wenn die Männer gleichzeitig mit uns ein Spiel hatten, mussten wir vom Hauptplatz runter gehen, damit sie auf besserem Rasen spielen konnten. Als ich 17 war, habe ich eine Mannschaft trainiert. Alle Trainer machen ihren Job ehrenamtlich, bekommen jedoch monatlich eine Aufwandsentschädigung. Im Jahr kommen mehrere hundert Euro zusammen. Ich habe in den 1,5 Jahren nicht mal 50€ bekommen, trotz ständigem Nachfragen, wo mein Geld bleibt. Einmal kam der Zuständige zu mir persönlich auf den Trainingsplatz und gab mir das Geld in die Hand, jedoch war es nicht mal die Hälfte von dem, was mir monatlich zustand. Die männlichen Trainer bekamen natürlich die volle Aufwandsentschädigung. Das weiß ich, da mein Vater ebenfalls jahrelang Fußballtrainer war und im selben Verein ehrenamtlich wie ich arbeitete. Trotz ständiger Nachfrage auch seitens meines Vaters bekam ich nie Geld. Irgendwann haben wir aufgehört zu trainieren und als die Mannschaft dann keinen Trainer mehr hatte, kamen die Vereinsvorsitzenden zu uns an und wollten, dass wir weiter machen. Abgesehen davon, dass Frauen in diesem Sport generell komplett unterschätzt werden, bekamen die Männer ab einer bestimmten Liga teilweise Geld fürs Spielen, auch als Amateure. Frauen jedoch nicht oder viel weniger. (Zum Vergleich: Frauen der deutschen Bundesliga bekommen jährlich 40.000 Euro. Männer der 3.Liga, also 2 Ligen unter der Bundesliga, bekommen jedoch schon das vierfache. Männliche Erstligaspieler bekommen pro spiel ca. 48.000 Euro. Sie bekommen pro Spiel mehr als die Frauen im gesamten Jahr, obwohl es die gleiche Liga ist.)Vom Freundeskreis und von meiner Familie habe ich jedoch nie negative Kommentare gehört, er im Gegenteil. Viele interessierten sich dafür, da ich auch in der Schule in den Pausen oder im Sportunterricht Fußball spielte mit Freunden, meistens allerdings mit Jungs. Einmal, in der achten Klasse oder so, kam es jedoch vor, dass ich von einem Jungen, den ich nicht kannte, ungläubig angesprochen wurde, dass ich Fußball spiele. Als ich gefragt habe, warum er es nicht glauben würde meinte er, ich hätte ja lange Haare und keine kurzen und ich sehe auch nicht aus wie ein „Mannsweib“ und dass ich nicht lesbisch bin, hat ihn auch gewundert. Daran sieht man mal, wie die klassische Fußballerin in den Köpfen einiger Menschen aussieht und selbst wenn jemand so aussieht und Fußball spielt, macht es sie dann weniger eine Frau? …Es ist halt schade, dass damit nicht nur falsche Bilder in den Köpfen entstehen und Menschen persönlich angegriffen werden, sondern es führt auch dazu, dass manche ihr Talent oder ihr Hobby aufgeben, um in die Schubladen der Gesellschaft zu passen.
Soviel dazu.

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„Er holte sich vor uns einen runter“